Die erste Woche

Dieses Jahr hat sich Indien grantig gezeigt.

Es ging schon bei der Abreise los: die Deutsche Bahn überraschte uns mit 1 Stunde Verspätung. So konnte man auf dem Bahnhof rumhocken und sich schon immer mal überlegen, was man vergessen hat. Die Sache setzte sich am frühen Morgen auf dem Flughafen fort, bei Einchecken in Tegel ergaben sich die Unannehmlichkeiten, die man sich für so eine Reise wünscht: das Gepäck kann nicht durch-gecheckt werden, man kriegt nicht alle Boardingkarten, sondern weiß gleich zu Beginn, dass man an allen Flughäfen die gleiche Rennerei nach den Dingern kriegen wird. Nur weil die Kooperation LH und Air India von solcher Brilianz geprägt ist, dass nix geht.

Und so wars dann auch. In Frankfurt gerieten wir aus der Spur zum Gate und wurden von einer freundlichen aber bestimmten Flughafenmitarbeiterin wegen der fehlenden Bordkarten gleich ganz rausgeschickt, zum NEU einchecken bei Air India. In der Schalterhalle erwartete uns eine erschreckende Mordsschlange an 3 kleinen Schaltern, die versuchen 3 große Flüge gleichzeitig abzuhandeln. Menschenmassen und Gepäckberge vor uns - und wir wollten nur unsere Bordkarten. Das Gepäck flog ja sowieso bis Bombay, immerhin - leider nicht durch nach Chennai - aber das war die zweite Sorge... jetzt mussten wir das Warteproblem lösen - und zogen nach einer konkreten Abblitzung bei der "Vorsortierung" die "naive-Mädchen"Nummer, die uns schnell zum Erfolg führte und innerhalb kürzester Zeit zu 3 Boardingkarten verhalf. Manchmal muss man sich einfach so richtig dämlich stellen, dann kommt man mitunter weiter, als wenn man schlau tut. Das toughe Alles-Selbermach-Weibchen hätte sich in dem Falle ganz hinten anstellen müssen...

Damit hatten wir zwar unsere Karten...aber leider kein Flugzeug, welches mit 1,5 Stunden Verspätung aus Amiland kam und dann gabs massive Probleme beim Einlass (fehlende Computer Logins, alles mit Hand tippen, endlose Schlangen und Warten. Ohne Information für die Passagiere. man wartet einfach, ob was passiert, keiner weiß was los ist. Und dann natürlich wieder keine Chance innerhalb von 2 Air India Flügen auch gleich die Boardingkarten für den Anschlußflug von Bombay nach Chennai zu kriegen. Hoffnungslos: " wir können nicht ins indische System bei Air India" war die Aussage... (Hä? Fluglinie...Computer...Vernetzung...Hallo?)
Naja - der Flug war dafür halbleer und daher angenehm, wenngleich das Unterhaltungs-Boardprogramm veraltet und leicht öde war, die Sitzreihen sich ein bisschen speckig anfühlten und es leider keine Info zu den Flugdaten gab (man wusste nie, wie lange die Reise noch dauert, wo man ist) aber sowas hält man aus.

In Bombay wurden wir immerhin gleich raussortiert, mit neuen Boardingkarten versehen und das Gepäck angeblich neu eingecheckt - es flutschte dort recht gut. Aber dann hörte es gleich wieder auf (stark angefangen, stark nachgelassen): am an-empfohlenen Gate nach Chennai stand nix, die Durchsagen betrafen alle anderen Flüge außer unseren, es gab keine Infos, das es Verspätungen gäbe o.ä. ....in Indien sitzt man das einfach aus und wartet, bis es losgeht. Irgendwie gehts dann ja auch immer los, und es klappt irgendwie...aber trotzdem nervt diese Informationslücke schon, da man immer auf hab-Acht sitzt und sich kaum aufs Klo traut.

In Chennai dann der Höhepunkt: von 4 Gepäckstücken kamen nur 2 an. Die Auskunft des Kofferkulis: wir sollen keine Panik kriegen, das ist bei Air India so, passiert täglich - der Flugzeug-Kofferpacker in Bombay hatte wahrscheinlich Feierabend, noch bevor der letzte Wagen mit Gepäck im Flugzeug war. das war dann das Aus für die Ladung. Katha und ich standen OHNE Gepäck da.

Zusammen mit 20(!) anderen Passagieren der AIR INdia unseres Fluges standen wir dann geschlagene 2 Stunden Schlange, um Information dazu zu bekommen, Zettel mit Blaupausen auszufüllen und unsere Daten auf speckigen Zettelblöcken zu hinterlassen - von Computer und Bar-Code für unser Gepäck (die ja in den Tickets kleben und dafür da sind...) keine Spur. Alles handschriftlich und verdächtig. dazu muss man unterschreiben, dass Flughafen, Fluglinie und überhaupt keiner die Verantwortung dafür hat, wenn der Mist wegkommt , wegbleibt oder kaputt ist. Und dass der gesamte Rassel nicht mehr wert ist als 8000 Rupien. (Soviel sind ja eigentlich allein schon die Extra-Schuhe wert)

Der Oberwächter vom Zoll, der unter die Erklärung dann noch n Stempel und ne Unterschrift setzen sollte, nachdem man nach 2,5 Stunden endlich allen Zettelkram ausgefüllt hatte ( bei nur einem Bearbeiter für 20 aufgebrachte Fluggäste mit fehlendem Gepäck der Fluglinien um dies Uhrzeit --> Ankunft 3 Uhr morgens) - besagter Oberwächter saß da und las Zeitung, checkte Cricketergebisse und ignorierte uns geschlagene 15 Minuten (wir standen 30 cm vor ihm) , bevor er, ohne uns anzusehen, seine Stempel gelangweilt auf den Wisch drückte, der über Leben und Tod des Gepäcks entschied.
Nach 3 Stunden verließen wir ohne Gepäck und hundemüde den Flughafen...WILLKOMMEN in INDIA!!

Mani war pappesatt darüber und vergaß gleichmal seine herzliche Begrüßung, sondern gab die übliche Betroffenheitsnummer, die uns noch mehr erdete. Keine Blumen...sondern ein trauriger, ärgerlicher Mani. Na toll.

Am Ende holte er im Auto dann doch noch schnell die Jasminketten hervor und wir düsten durchs erwachende Chennai im Morgenlicht nach mamallpuram... kühl wars noch, die Straßen leer - das war dann endlich SCHÖN.

Wir kamen gegen 8 in Mamallapuram an und kümmerten uns dort, nach dem ersten Tee, erstmal um eine Zahnbürste und Wechselklamotten: ein Fetzen, den dort jeder Touri-laden vertickt, als Rock...fertig. Reicht. Dieser Lappen wurde für 3 Tage mein bester Freund. Denn er war die einzige Sommerklamotte, die mir da zur Verfügung stand. T-Shirts bekam ich von Micha - und 2 lustige indische Buxen gaben den Unterwäsche-Ersatz. Man braucht doch nur wenig, wenn es ernst wird.

Aber nach 3 Tagen wurde es dann wirklich blöd, da Katharina ihre Medizin vermisste und ausserdem die Hochzeit anstand und wir nix zum Anziehen hatten und überhaupt- die Mitarbeiter von Air India veräppelten uns durchgehend, dass unser Gepäck zu Hälfte gefunden wurde und bereits losgeschickt ( Kathas Koffer) - dann fand sich auch mein Rucksack an, am Tag 2...und auch angeblich mehrfach schon unterwegs vermeldet...aber nix kam an... und am 3 Tag meldete man, dass der Kurier-Fahrer das Gecko nicht gefunden hätte (was eigentlich nicht möglich ist), und nun nochmal losgefahren sei, und es jede Minute ankommen müsste... aber bis zum Nachmittag tat sich nichts, und dann rief ein verstörter Jungmann Mani an, der das Gepäck mit dem BUS brachte ( 40 Kilo!) aber leider Mamallapuram verfehlt hatte und nun 70 km zu weit gefahren wäre... irgendwie dirigierte ihn Mani dann zurück nach Mamallapuram.

Das alles liefen inmitten der oberstressigen Hochzeitsvorbereitungen ab, so dass Mani am Rande des Nervenzusammenbruchs sich um Tausend Sachen kümmern musste und zusätzlich noch den Zank ums Gepäck ausfocht.
Das glückliche Ende der Geschichte: wir kriegten das Gepäck 5 Minuten vor der Hochzeit und konnten und anständig anziehen - und zusätzlich auch noch schmücken, denn in der Not hatten wir uns ein paar Ersatzsachen nähen lassen, da man ja nicht fest damit rechnen konnte, dass es doch noch klappt. (Aber am Ende klappt es eben doch immer irgendwie...Indien ist so verwirrend.)

Der geschmückte Eingang vom Gecko-Cafe (könnte immer so sein, befanden wir):



Der Bau des Dachs im Self-made-Style:


Die Morgenzeremonie vor der Hochzeit:

Das große Plakat, das im Ort die Hochzeit verkündet:


Die Abendzeremonie VOR der Hochzeit:





Für den Hochzeitsabend lud uns Mani für 18 uhr vor - und wir Deppen erschienen dort pünktlich (immer noch vertrauend darauf, dass Mani uns sinnvolle Zeiten ansagt, mit seiner Deutschlanderfahrung hätte man es zumindest hoffen können - aber leider nein, hat nicht geklappt. schon am Hochzeitsmorgen war das schiefgegangen: wir wollten die Morgenzeremonie mit Uma erleben, Mani riet uns von Eile ab und meine , 6:30 wäre ausreichend, aber leider war der zauber da doch schon vorbei - und Mani grinste schief: oh, naja, schade )...wir waren abends doch peinlicherweise die ersten und saßen wie Ausstellungstücke in der Hochzeits-Halle.

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